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Wie Farben wirken
Farben haben eine starke Wirkung auf unsere Emotionen und Stimmungen. Jede Farbe kann unterschiedliche Assoziationen und Bedeutungen haben. Wir nehmen die Farben nicht nur optisch wahr. Über lichtempfindliche Hautsensoren nimmt der Körper sie auch direkt auf und reagiert auf sie. In biochemische und biophysikalische Prozesse des menschlichen Körpers greifen Farben direkt ein, ohne dass wir darüber nachdenken. Sie können Herzschlag, Puls und Atemfrequenz beeinflussen und den Blutdruck senken oder erhöhen.
Warme Farben wie Rot, Orange oder Gelb scheinen auf uns zuzuströmen. Räume in diesen Farben wirken kleiner, sie wirken wärmer und wir fühlen uns geborgen.
Wände und Decke in dunklen Farben verkleinern den Raum ebenfalls.
Kalte Farben wie Grün und Blau streben von uns weg, sie wirken kühl und distanziert. Sie lassen Räume größer scheinen.
Dunkle Wände in Kombination mit heller Decke und hellem Boden verbreitern den Raum. Nur eine dunkle Decke senkt diese Decke ab. Möchte ich einen Raum verkürzen, weil er z.B. lang und schmal ist, mache ich eine der kleinen Wände dunkel und diese verkürzt dann den Raum.
In der Natur ist der Boden dunkel und die Decke hell. Dreht man dies um, entstehen Spannungen.
Achtung: Farben können zum Herrscher im Raum werden.

Einzelne Farben und ihre Wirkung und Bedeutung:
Blau und Grün
Die meisten Menschen geben Blau als Lieblingsfarbe an. Sie symbolisiert Sympathie, Harmonie, Freundlichkeit und Freundschaft. Sie ist die Farbe der Treue.
Blau wird oft als beruhigend und entspannend wahrgenommen. Die physiologische Wirkung von Blau ist Ruhe, die psychologische kann mit Zufriedenheit umschrieben werden. In diesem spannungslosen harmonischen Zustand wird die Kreativität angeregt und die Leistungsfähigkeit gesteigert.
Blau wird aber auch oft mit Kälte und Traurigkeit assoziiert. Als Raumfarbe ist Blau ungemütlich, lässt einen Raum kühl wirken. Es macht den Raum zwar weit, aber kalt und leer. Menschen in einem blauen Raum wirken blass und kränklich.
Blaue Kleidung hingegen wirkt unauffällig, für jeden und jede Gelegenheit passend. Blau wirkt korrekt, aber nicht so elegant wie Schwarz.
Grün wird mit Natur, Wachstum, Erneuerung und Entfaltung assoziiert. Es kann eine beruhigende, ausgleichende Wirkung haben. Es ist eine lebensbejahende Farbe, die Glückshormone auslöst. Grün motiviert zu dem, was man gerade tut. Grün ist die Vegetation. Viele Hobbygärtner haben einen grünen Daumen. Es ist die Farbe des Frühlings, des Gedeihens, der florierenden Geschäfte. Grün ist die Farbe der Hoffnung, auch die Hoffnung keimt, wie die Saat im Frühling. Was grün ist, wirkt frisch und gesund.
Und trotzdem sprechen wir von giftgrün? Das hat geschichtliche Gründe. Grün wurde früher mit Grünspan und Arsen hergestellt. Kleiner geschichtlicher Ausflug: Napoleons Lieblingsfarbe war grün. Die Räume seines Exils in St.Helena waren grün tapeziert. Im feuchten Klima löste sich Arsen aus den Tapeten und Möbelstoffen und vergifteten Napoleon, der mit 52 Jahren starb. Heute ist Grün, wie alle Farben chemisch hergestellt und dennoch sprechen wir von giftgrün.
Grün befindet sich auf der Mitte des Farbstrahls, es wirkt harmonisch. Rot wirkt nah, Blau wirkt fern, in der Mitte liegt Grün. Rot ist heiß, Blau kühl, Grün ist angenehm. Rot ist trocken, Blau nass, Grün ist feucht. Rot ist aktiv, Blau passiv, Grün ist beruhigend, ohne zu ermüden.
Goethe sagte über die Beruhigende Wirkung von Grün: „Man will nicht weiter, man kann nicht weiter. Deswegen für Zimmer, in denen man sich immer befindet, die grüne Farbe zur Tapete meist gewählt wird.“ (Goethe, Farbenlehre)
Übrigens genügen wenige Pigmente, also ein Hauch von Grün um die Wirkung, z.B. als Wandfarbe zu erzielen.
Rot, Gelb und Gold
Rot ist eine leidenschaftliche und energiegeladene Farbe, die oft mit Liebe, Kraft und Aufregung in Verbindung gebracht wird. Rot wird als warm empfunden. In der Regel fühlen Menschen sich wohl, wenn sie von roten Tönen umgeben sind (wie als Fötus im Mutterleib). Es kann auch Aggression oder Gefahr symbolisieren, deswegen steigert Rot die Aufmerksamkeit für Details. Die Farbenlehre der Malerei schreibt Rot Kraft, Lebensfreude und Dynamik zu.
Rot ist das Blut. Rot ist das Feuer.
Rot symbolisiert alle Leidenschaften, von Liebe bis Hass. Je negativer die Leidenschaft bewertet wird, je mehr Schwarz mischt sich mit Rot, Erotik, Wollust, Verführerisches.
Rot war früher sehr teuer in der Herstellung, deswegen war es die Farbe des Adels und der Reichen.
Gelb ist eine lebhafte und fröhliche Farbe. Das strahlend gelbe Sonnenlicht erhellt tagtäglich die Erde, wärmt diese und versorgt sie mit Energie. Gelb wird mit Optimismus, Energie und Freude in Verbindung gebracht. Gelb stärkt das Selbstvertrauen, aber auch die Risikobereitschaft. Gelb kann Ängste hemmen und erzeugt wohlige Gefühle. Und noch ein Zitat von Goethe: “So ist es der Erfahrung gemäß, dass das Gelbe einen durchaus warmen und behaglichen Eindruck mache. Das Auge erfreut, das Herz ausgedehnt, das Gemüt erheitert, eine unmittelbare Wärme scheint uns anzuwehen.“
Die historisch geprägte Symbolik ist negativ. Gelb war die Farbe der Geächteten. Heute steht Gelb auch für Neid, Eifersucht, Geiz.
Gelb ist die perfekte Warnfarbe da es die beste Fernwirkung hat. Es hebt sich tags und nachts deutlich vom Himmel ab. Durch die aufdringliche Nahwirkung wurde Gelb unsympathisch.
In Asien hingegen ist Gelb die Farbe der Glückseligkeit, des Ruhms, der Weisheit, der Harmonie, der höchsten Kultur und die Farbe der Mitte.
Gold schenkt den irdischen Dingen eine Aura des Göttlichen, des Vollkommenen. Gold steht für Stolz, Luxus, Genuss und das Teure. Ein erfolgreicher Sänger hat eine Goldkehle, Morgenstund hat Gold im Mund, wer ein goldenes Händchen hat, verdient sich eine goldene Nase. Natürlich steht Gold auch für Ruhm, der Sportler erhält eine Goldmedaille.
Gold ist Attribut des Guten
Die Wirkung der Farben hängt stark von persönlichen Erfahrungen und kulturellen Unterschieden ab.
Wer tiefer in die Wirkung der Farben einsteigen möchte, dem empfehle ich das Buch von Eva Heller: „Wie Farben wirken“, rororo. Es ist zwar schon recht alt, aber die Wirkung der Farben hat sich nicht geändert.